Gehölze

Spalierobst (wieder-) entdeckt

Spalierobst (wieder-) entdeckt

In schon fast historischen Gartenbüchern oder Dokumenten schlummert das althergebrachte Wissen vieler Gärtnergenerationen. Diese Kenntnisse zu erhalten und zu pflegen bedeutet, diese traditionellen Fähigkeiten für die Nachwelt zu bewahren. Vieles davon wurde aber auch nicht aufgeschrieben und befindet sich nur noch in den Köpfen älterer Gärtnergenerationen. Um solche Weisheiten und gärtnerische Handwerkskunst geht es auch beim Spalierobstbau. Diese Kulturen oder Baumformen sind aus dem Obstbau und den Gärten vielerorts verschwunden. Es könnte sein, dass das damit verbundene Know-how verloren gehen könnte. Denn die Fachleute, die sich mit den Spalierobstformen auskennen, kann man wohl schon bald an einer Hand abzählen. Das wäre schade. Denn die Obstbäume in Spalierform galten früher als moderne Gehölzschnitttechnik, waren beliebt und standen in westeuropäischen Schloss-, Klostergärten oder Villengärten, und wurden hauptsächlich in Frankreich kultiviert. Als Höhepunkt dieser Gartenkunst gilt der im 17. Jahrhundert gegründete königliche Obst- und Gemüsegarten in Versailles bei Paris.

Erfreulicherweise bahnt sich an, dass die einst nach Techniken alter Gärtnermeister geformten Bäume wieder an Beliebtheit gewinnen. Einerseits der steigenden Verdichtung wegen. Vielerorts gilt das Land als ein knappes Gut, so natürlich auch in den Gärten. Kleinere Grundstücke und enge Verhältnisse verlangen nach kreativen Lösungen. In Form gebrachte Gehölze brauchen weniger Raum und können eine Antwort darauf sein. Andererseits sind der Klimawandel und der Wunsch nach Artenvielfalt weitere Attribute, die den Spalierformen in die Hände spielen.

Denn Spaliere sind mehr als ein grüner Sichtschutz oder schattenspendendes und kühlendes Gehölz. Sie sind Schmuckstücke, die Gärten gliedern, Räume bilden, Sichtachsen schaffen und können ganz nebenbei auch ein Insekten- und Vogelresort sein.