Klimabäume: Zwischentöne zulassen
Welche Baumarten mit dem Klimawandel gut zurechtkommen werden und gleichzeitig das Ökosystem nicht gefährden, sorgt in Fachkreisen für kontroverse Diskussionen. Vor diesem Hintergrund stellt sich schnell einmal die Frage: Was darf man noch pflanzen und was nicht? Oder anders ausgedrückt: Was ist klimatauglich und biodivers zugleich?
Zahlreiche Empfehlungen über klimaresistente Bäume finden sich in Broschüren, Listen oder wissenschaftlichen Publikationen, basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen und Erfahrungswerten aus der Praxis. Deutschland ist da schon weit. Der Arbeitskreis Stadtbäume der deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) nimmt bereits seit Mitte der 1990er- Jahre gezielt Baumpflanzungen vor und hat diese in praxisorientierte Strassenbaumtests eingebunden.
Mit der Broschüre «Zukunftsbäume für die Stadt» geben die GALK und der Bund deutscher Baumschulen eine Bewertung über zukunftsfähige Bäume ab. Auch führende Fachinstitutionen wie die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim geben entsprechende Empfehlungen ab. Eine differenziertere Position nimmt Jürgen Bouillon von der Hochschule Osnabrück ein. Für ihn können aufgrund möglicher Klimaszenarien autochthone Baumarten zukünftig kaum mehr konsequent in Betracht gezogen werden. Sie seien zwar an die heutigen Bedingungen besser angepasst, aber diese Bedingungen werde es in 75 Jahren nicht mehr geben und die Bäume seien dann mit der neuen Situation überfordert, schreibt er in einem Fachbeitrag. Für ihn sind Baumarten aus Südosteuropa eine mögliche Option.
Aber es gibt auch jene, die ganz auf die einheimische Natur setzen. Das hat sicher zu einem gewissen Grad seine Berechtigung. Sind doch manche Insekten und andere Kleintiere von spezifischen einheimischen Pflanzen abhängig. Dennoch sollte es in diesem Kontext auch Platz für «neue» Gehölze haben. Manche davon werden wir brauchen, weil sich die Bedingungen mit dem Klimawandel verändern. Hier kommen auch die Vertreter aus benachbarten Florengebieten ins Spiel. Bei diesen Arten ist für viele Fachleute die tierökologische Wertigkeit noch eher gegeben als bei Arten aus weit entfernten Florengebieten wie Asien oder Nordamerika.
Natürlich existieren auch in der Schweiz Broschüren und Listen von zukunftsfähigen, robusten Bäumen. Herausgegeben von Stadtgärtnereien, Gartenbauämtern und Baumschulen. Dabei arbeiten einige Baumschulen auch eng mit der Forschung zusammen, die auch in der Schweiz noch längst nicht an ihrem Schlusspunkt angekommen ist. Vielmehr werden stetig neue Baumarten und Baumsorten ausprobiert und auch das forschende Netzwerk konsequent weiter ausgebaut. Zwischen einer allerersten Testung und der endgültigen Empfehlung, dass sich ein Baum tatsächlich als Zukunftsbaum eignet, können mitunter 20 Jahre liegen. Dieser sehr langwierige Prozess zeigt, wie vorausschauend Baumschulen ihre Gehölze bereits heute kultivieren, um den Bedarf an klimagerechten Bäumen auch weiterhin zu decken.